Die Begriffe Antioxidantien und Freie Radikale haben wohl die meisten von uns an irgendeiner Stelle schon einmal gehört oder gelesen. Doch worum handelt es sich dabei genau? Was bewirken Antioxidantien? Und was sollen Freie Radikale sein?
Kurz zusammengefasst kann man sagen: Der eine ist ein Polizist, der andere ist ein Räuber. Der Eine schützt, der Andere schädigt. Alles Weitere rund um das Thema Antioxidantien und oxidativer Stress erklären wir in unserem Überblick.
Folgenden Fragen wollen wir heute auf den Grund gehen:
1. Warum benötigt unser Körper Antioxidantien?
2. Was sind Antioxidantien?
3. Worin stecken die meisten Antioxidantien?

Wie einleitend bereits bildlich dargestellt, sind Antioxidantien die Polizei in unserem Körper. Alltäglicher Stress, Einflüsse durch Umweltgifte, Junkfood mit hohem Anteil an Zucker, Rauchen und Alkohol führen zur Freisetzung sogenannter Freier Radikaler. Freie Radikale sind instabile Sauerstoffverbindungen mit einem fehlenden Elektron.
Das Freie Radikal hat daher nur ein Ziel: Das fehlende Elektron zu ersetzen.
Um dieses Ziel zu erreichen, greift es andere, „gesunde“ Moleküle an und stiehlt ein Elektron. Das Bild des Räubers passt daher sehr gut. Ein Hauptproblem bei diesem Vorgang ist nun die angestossene Kettenreaktion. Das „bestohlene“ Molekül wird selbst zum Freien Radikal und „überfällt“ seinerseits gesunde Moleküle. Diese Problematik wird als oxidativer Stress bezeichnet und kann weitreichende Folgen bis hin zu Zelltod und DNA Schädigung haben. Hautfalten und Krampfadern zählen zu den Folgen. Im schlimmsten Fall endet oxidativer Stress in einer Krebserkrankung.
Die Körperpolizei
Hier kommt nun unsere Körperpolizei in Form von Antioxidantien ins Spiel. Nur Antioxidantien können oxidativen Stress lösen. Sie tun dies, indem sie sehr bereitwillig eines ihrer Elektronen abgeben und somit ein Freies Radikal beruhigen. Das Antioxidant wird durch diesen Vorgang kurzzeitig selbst zum Radikal, wird jedoch schnell durch ein anderes antioxidatives Molekül wieder beruhigt und mit einem Elektron versorgt.
Nur wenn Antioxidantien also in ausreichender Menge vorhanden sind, können sie Freie Radikale mit fehlenden Elektronen versorgen und oxidativen Stress beheben. Körperzellen bleiben geschützt und Schädigungen können verhindert werden.
Wichtigstes Kennzeichen unserer heutigen Ernährung ist ein Überschuss an Kalorien bei einem gleichzeitigen Mangel an Nährstoffen und damit auch einem Mangel an Antioxidantien. Die Folge? Die Bevölkerung wird ständig dicker, bei gleichzeitiger Zunahme sogenannter Zivilisationskrankheiten wir Diabetes, Krebs und Bindegewebserkrankungen.
Wo findet unser Körper wertvolle Antioxidantien?
Sie stecken in Obst, in Gemüse, in Beeren, Nüssen und Samen. Studien haben ergeben, dass Biolebensmittel bis zu 69% mehr Antioxidantien liefern als herkömmliche Nahrung.
Besonders stark antioxidativ wirken Vitamin C und Vitamin E. Vitamin E hat die spezielle Fähigkeit, verbrauchte Antioxidantien (nach Abgabe des Elektrons an den Räuber!) wieder zu regenerieren. Vitamin E findet sich vor allem in Nüssen, Mandeln, Maisöl, Olivenöl, aber auch in Pistazien und unverarbeitetem Getreide.
Auch das Beta Carotin, sogenanntes Provitamin A gilt als sehr starkes Antioxidans und sollte regelmäßig aufgenommen werden. Beta-Carotin findet sich in Karotten, Paprika, aber auch in Algen wie der Dunaliella Salina Alge aus Australien.
Exkurs: Dunaliella Salina
Die Dunaliella Salina Alge zählt zu den einzelligen Grünalgen. Anders als ihr Name vermuten lässt, ist sie mitnichten grün. Im Gegenteil färbt sie ganze Seen in ein tiefes Rot. Grund für die Rotfärbung ist die Fähigkeit der Alge, bis zu 30% ihres Körpergewichts Beta Carotin anzureichern. Das starke Antioxidant Beta Carotin schützt die Alge vor der extrem starken Sonneneinstrahlung in Australien. In Asien steht Dunaliella Salina bereits auf vielen Speiseplänen und wird als gesunder Nährstofflieferant geschätzt. In der westlichen Welt können wir aktuell meist nur über entsprechende Algenextrakte von ihr profitieren.
Mineralstoffe wie Zink, Selen und Eisen unterstützen die Wirkungsweise von Antioxidantien und sind daher von elementarer Bedeutung.
Sehr bekannte Antioxidantien sind natürlich OPC (Oligomere Proanthocyanidine, gewonnen aus Traubenkernen) und Resveratrol, welches meist als Extrakt des japanischen Staudenknöterichs als Nahrungsergänzungsmittel angeboten wird, aber auch in Rotwein enthalten ist!
Interessante Studienlage:
Polyphenolhaltige Säfte können laut einer 2011 veröffentlichten Studie, Blutwerte bezüglich verschiedener Indikatoren für die Gesundheit der Arterien verbessern. Bereits nach vier Wochen waren Blutwerte von Teilnehmern, die täglich 500ml Saft getrunken hatten, vier mal besser als die der Kontrollgruppe. Der Saft war mit einem Mix aus verschiedenen OPC angereichert: Citrus-Bioflavonoide, Traubenkernextrakte, Grünteeextrakte und weitere Procyanide.
In einer großen Studie aus 2013 konnte nachgewiesen werden, dass die Gefäßelastizität durch das Essen von Blaubeeren signifikant verbessert wird. Blaubeeren weisen mit etwa 280mg Polyphenole je 100 Gramm frischer Früchte einen sehr hohen Polyphenolgehalt auf. Bereits eine Stunde nach dem Essen der Blaubeeren war die Elastizität von Gefäßen signifikant verbessert. Die Ergebnisse waren abhängig von der Dosierung, konnten oberhalb der Menge von 766mg Polyphenolen, entsprechend etwa 240 Gramm Blaubeeren, jedoch nicht weiter gesteigert werden.
OPC hat eine stark entzündunghemmende Wirkung. Insbesondere gibt es mehrere Studien mit Pinienrindenextrakt bei Arthritis, die Anlass zur Hoffnung auf Linderung der Entzündung und der Schmerzen für an Arthrose und Arthritis leidenden Menschen geben.
In einer deutschen Studie mit OPCs aus Traubenschalen, Traubenkernextrakten und Grünteeextrakten wurden Testpersonen mit beginnender Erkältung der Mix aus OPC über eine Dauer von 10 Tagen gegeben. Die OPC wurden in Form eines Saftes, der zusätzlich die geringe Menge von 60 mg Vitamin C enthielt, verabreicht. Teilnehmer, die OPC zu sich nahmen, hatten signifikant weniger schwere Erkältungsverläufe und berichteten über deutlich weniger Beschwerden.
Die Wirkung von OPC auf die Regulierung des Blutzuckerspiegels ist in über 100 Studien untersucht worden. Drei neuere Studien zeigen dabei besonders interessante Ergebnisse:
Polyphenole aus Extrakten roter Weintrauben verbessern laut einer spanischen Studie aus 2015 die Insulinsensitivität. Dabei wurden Studienteilnehmern mit hohem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen 30g Alkohol täglich (äquivalent zu ca. 250 ml Rotwein) in Form von Rotwein, alkoholfreiem Rotwein oder Gin verabreicht. Die Insulinresistenz sank in der Rotweingruppe um 22%-30%, während sie bei Gin nur um 14%-22% sank.
Auch in einer Studie mit Algenextrakten – die neben Polyphenolen zusätzlich reich an Vitaminen, Spurenelementen und Omega-3-Fettsäuren sind – konnten biochemische Vorgänge nachgewiesen werden, die auf einen antioxidativen und antidiabetischen Effekt schließen lassen.
Die Wirkungen von OPC aus Traubenkernextrakten wurden in einer französischen Studie der Universität Montpellier an Tieren untersucht. Die Studie zeigte, dass durch den Verzehr von OPC Blutfettwerte sanken. Hohe Blutfettwerte und damit verbundene Schädigungen der Gefäße sind eine typische Begleiterscheinung von Diabetes.