Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Jod im 20. Jahrhundert eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Intelligenz der Amerikaner spielte, nachdem es dem Salz zugesetzt wurde.
Anders als in Deutschland, ist Jodsalz heute in den USA so alltäglich, dass sich der durchschnittliche Amerikaner wohl niemals Gedanken über diesen Zusatz macht.
Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Jod eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten der amerikanischen Bevölkerung im 20. Jahrhundert gespielt hat.
Jod ist ein kritischer Mikronährstoff in der menschlichen Ernährung. Unser Körper kann ihn nicht selbst herstellen und wir müssen Jod daher täglich mit der Nahrung aufnehmen.
Seit 1924 wird es in den USA in Form von Kaliumjodid dem Speisesalz zugesetzt, um das Auftreten eines Kropfes, einer krankhaften Vergrößerung der Schilddrüse, zu reduzieren. Seither durchgeführte Forschung kam zu dem Ergebnis, dass Jod eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Gehirns spielt - insbesondere während der Entwicklung des Fötus im Mutterbauch.
Jodmangel ist heute weltweit die Hauptursache für vermeidbare geistige Behinderungen. Schätzungen zufolge leidet fast ein Drittel der Weltbevölkerung an einem Jodmangel, und das Problem ist nicht auf Entwicklungsländer beschränkt.
In Europa betrifft dies möglicherweise sogar ein Fünftel der Fälle, da hier jodiertes Salz immer noch nicht die Norm ist.
Vor diesem Hintergrund betrachtete eine Gruppe von Wirtschaftswissenschaftlern ein vergangenes Experiment: Sie verglichen die Intelligenz von Kindern, die kurz vor 1924 - dem Jahr, in dem die Jodierung begann - und denen, die kurz danach geboren wurden.
James Freyer, David Weil und Dimitra Politi betrachteten Militärdaten von Rekruten mit Geburtsjahrgang 1900- Ende der 1920er Jahre. Alle Rekruten absolvierten im Rahmen ihrer Einstellung einen standardisierten Intelligenztest. Die Forscher hatten keinen direkten Zugriff auf die Testergebnisse, sie machten sich jedoch folgende Tatsache zu Nutze: Klügere Rekruten wurden den Luftstreitkräften zugeteilt, während die weniger klugen zu den Bodentruppen gingen.
Die Forscher konnten die Intelligenz eines Rekruten also davon ableiten, welcher Einheit er zugeordnet wurde.
Die erhaltenen Daten wurden mit Geburtsdatum und Heimatort kombiniert. Hinzugefügt wurden Daten aus landesweiten Statistiken zum Jodgehalt der Böden der Heimatorte der Rekruten. Insgesamt konnten die Forscher etwa 2 Millionen Datensätze von männlichen Rekruten, die zwischen 1921 und 1927 geboren wurden vollständig zusammenführen.
Starke Verbesserungen
Die Ökonomen haben festgestellt, dass in den Gebieten mit dem niedrigsten Jodgehalt - im unteren Viertel der Studienpopulation - die Einführung von jodiertem Salz besonders starke Auswirkungen hatte.
Männer aus diesen Regionen, die 1924 oder später geboren wurden, kamen signifikant häufiger in die Luftwaffe und hatten im Durchschnitt einen IQ, der um 15 Punkte höher lag als der ihrer Vorgänger.
Dies entspricht einem Anstieg des IQ um 3,5 Punkte bundesweit aufgrund der Jodierung. Die Forscher berichten darüber in einem Artikel für das National Bureau of Economic Research.
Jodmangel und seine Symptome wurden fast über Nacht besiegt.
Die Vorteile des Jod auf die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten könnten sogar dazu beitragen, den Flynn-Effekt zu erklären. Der Flynn-Effekt beschreibt, dass der IQ in Industrieländern im Laufe des 20. Jahrhunderts um etwa 3 Punkte pro Jahrzehnt gestiegen ist. Es wurde angenommen, dass verbesserte Gesundheit und Ernährung die treibenden Kräfte des Flynn-Effekts waren.
Nun scheint es jedoch, dass Jod allein für ungefähr ein Jahrzehnt dieses bemerkenswerten Anstiegs verantwortlich war.
Umso mehr Grund gibt es also für den Rest der Welt, diesem Beispiel zu folgen und den Jodmangel in die Geschichtsbücher zu verbannen.
Eine tägliche Supplementierung mit Jod ist insbesondere in Deutschland empfehlenswert. Tatsächlich weissen nur die menschen in Japan und in mediterranen Küstenregionen eine ausreichende Jodversorgung auf.
Da in Deutschland nach wie vor kein verpflichtendes Jod in Speisesalz enthalten ist, leiden Deutsche besonders häufig an einer Jodunterversorgung.