5-Hydroxy-Tryptophan, abgekürzt 5-HTP ist in aller Munde. Es soll helfen bei Depressionen, Angstzuständen, Stimmungsschwankungen und Motivationslosigkeit (Stichwort: Burnout). Doch was genau ist 5-HTP? Wie wird es hergestellt? und überhaupt: Ist es gefährlich?
5-HTP ist eine Aminosäure und die direkte Vorstufe von Serotonin.
Serotonin gilt als das Glückshormon schlechthin. Es hebt die Stimmung, verbessert die Laune und hemmt Aggressionen. Ein Serotoninmangel ist oft die Ursache von Depressionen, Angstzuständen und Stimmungsschwankungen.
Moderne Psychopharmaka greifen aus diesem Grund direkt in den Seroroninbildungsprozess ein. Das Ziel: Ein ausgeglichener Serotoninspiegel. Leider bringen Psychopharmaka oft gravierende Nebenwirkungen mit sich.
Viele Betroffene suchen wegen dieser Nebenwirkungen nach Alternativen. Und stossen auf 5-HTP.
Unter dem Namen Oxitriptan, war in den 1970er und 80er Jahren ein 5-HTP Medikament verfügbar. Es enthielt isoliertes 5-HTP, wird jedoch seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr vertrieben. Oxitriptan wurde von modernen Antidepressiva mit Serotoninwiederaufnahmehemmern (SSRI) verdrängt.
5-HTP Enhanced: Griffonia Simplicifolia Extrakt und mehr!
Die natürliche Alternative
Einige Pflanzen enthalten von Natur aus 5-HTP. Zu ihnen zählen beispielsweise wenige Bananensorten (nur in unreifem Zustand). Die wichtigste und potenteste, natürliche 5-HTP Quelle ist Griffonia Simplicifolia, die afrikanische Schwarzbohne. Extrakte aus dieser Pflanze sind heute als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Diese Produkte sind keine Arzneimittel und rezeptfrei erhältlich. Je nach Extraktqualität enthalten sie unterschiedliche Konzentrationen 5-HTP. Dazu später mehr.
Wie wirkt 5-HTP?
Wie oben beschrieben, wird 5-HTP in unserem Körper mit nur einem Stoffwechselschritt zu Serotonin umgesetzt. Das 5-HTP gelangt dabei über die Blutbahn auch in wichtige, depressive Verstimmung bestimmende Bereiche des Gehirns. Aufgrund dieser Eigenschaften, wird 5-HTP bei diversen Beschwerden, die mit einem aus dem Gleichgewicht geratenen Serotoninspiegel zusammenhängen eingesetzt.
Gegen welche Beschwerden wird 5-HTP eingesetzt?
Migräne
Bei Migränepatienten und Menschen die häufig an Kopfschmerzen leiden, wird oftmals ein zu niedriger Serotoninspiegel beobachtet. Eine Studie (1) die 1986 im Fachmagazin European Neurology veröffentlicht wurde, zeigte signifikante Verbesserungen bei 71% der teilnehmenden Migränepatienten durch die Gabe von 5-HTP. Sie berichteten von weniger intensiven und gleichzeitig kürzeren Migräneattacken.
Schlafstörungen
Serotonin und Melatonin regulieren sich gegenseitig. Ein gesunder Serotoninspiegel, optimiert daher auch den Melatoninspiegel, der eine Voraussetzung für gesunden, erholsamen Schlaf ist. Gelingt es, mit 5-HTP den Serotoninspiegel zu optimieren, hat dies direkte Auswirkungen auf den Melatoninspiegel und sorgt für besseren Schlaf. Mittelfristig lassen sich dadurch viele Schlafprobleme lindern, oder gar komplett beheben.
Teilweise kann es zunächst zu einer gegenteiligen Wirkung kommen. Eine Untersuchung der University of Texas (2) beschrieb im Jahr 2000, dass Probanden zunächst „wach“ wurden, danach aber eine Kaskade physiologischer Prozesse ausgelöst wurde, die den anschließenden Schlaf fördern.
Die Wirkung auf Schlafqualität, Schlafdauer und die Einschlafphase ist stark dosisabhängig. Sie variiert je nach Mensch anhand des vorliegenden Stoffwechsels, seinem Neurotransmitterspiegel, seinem allgemeinen Vitalstatus und vielem mehr. Es ist daher ratsam, mit geringen Dosen 5-HTP zu beginnen und je nach Wohlbefinden langsam zu steigern.
Die Wirkung von 5-HTP auf Angstzustände und depressive Verstimmung hat ebenfalls bereits positive Auswirkungen auf die Schlafqualität. Wer sich allgemein besser fühlt, der schläft meist auch wesentlich ruhiger!
Depression – Angstzustände – Panikattacken
Noch immer ist nicht abschließend geklärt, wie Depressionen entstehen.
Die Wissenschaft kann bis heute nicht beweisen, dass in jedem Fall ein abgesunkener Serotoninspiegel ursächlich beteiligt ist. Was jedoch bekannt ist: Bei vielen depressiven Menschen wird ein niedriger Serotoninspiegel beobachtet.
Dies ist wohl der Grund, warum Antidepressiva bei einigen Patienten wirken, bei anderen jedoch keine Symptomverbesserung bewirken.
Ebenso verhält es sich bei 5-HTP. Sind die Beschwerden durch einen (zu) niedrigen Serotoninspiegel bedingt, kann 5-HTP helfen. Liegen die Ursachen woanders, wird 5-HTP keine Linderung verschaffen.
Rund um Depressionen gibt es sehr viele Studien zu 5-HTP. Die meisten stammen aus den 1970er und 80er Jahren – eben dem Zeitraum, in dem 5-HTP (und auch Tryptophan) gegen Depressionen verordnet wurde.
Im Jahr 2013 verglich eine Studie (3) das Antidepressivum FLUOXETIN mit 5-HTP. Das jeweilige Mittel wurde von insgesamt 60 Patienten über 8 Wochen hinweg eingenommen. Im Ergebnis waren beide Mittel annähernd ebenbürtig! 5-HTP führte bei 73,3% der Studienteilnehmer zu einer merklichen Besserung der Depression, das Medikament Fluoxetin bei 80%. Die Besserung der Symptome trat dabei bereits 2 Wochen nach Beginn der Einnahme ein. Als Schlussfolgerung präsentierte die Studie: Die therapeutische Wirkung von 5-HTP ist vergleichbar mit jener von Fluoxetin.
Übergewicht
Serotonin regelt den Appetit. Ein Mangel an Serotonin kann daher dazu führen, dass man zu viel isst und ständig Appetit hat. Wer kennt sie nicht, die Heißhungerattacke, oder die unbändige Lust auf Schokolade? Diverse Studien beschrieben die Wirkung von Serotonin auf den Appetit. Es zeigte sich, dass 5-HTP in mehreren Fällen den Appetit zügeln konnte.
Die University of Rome führte eine Doppelblindstudie mit übergewichtigen Frauen durch. Sie erhielten täglich 8mg 5-HTP pro KG- Körpergewicht, bzw. ein Placebopräparat. Die Frauen assen während der Studiendauer normal, ohne Diät! Ergebnis: Die Kalorienaufnahme verringerte sich in der 5-HTP Gruppe um 38%. Die Placebogruppe nahm ca. 20% weniger Kalorien zu sich. Weitere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen.
Fibromyalgie
Die Fibromyalgie gibt Wissenschaftlern und Medizinern nach wie vor Rätsel auf. Sie zählt zu den rheumatischen Erkrankungen und geht unter Anderem mit chronischen Muskel- & Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Reizdarm und Müdigkeit einher.
Es wird vermutet, dass Fibromyalgie häufig ein Serotoninmangel zugrunde liegt. Maßnahmen die zur Erhöhung des Serotoninspiegels führen, besserten in vielen Fällen die Beschwerden.
Bereits Anfang der 1990er Jahre wurden klinische Studien mit 5-HTP bei Fibromyalgie Patienten durchgeführt. Eine davon wurde 1990 im Journal of International Medical Research (4) veröffentlicht und ergab mit einem doppelblinden und placebokontrollierten Design, dass sich alle klinischen Parameter der Fibromyalgie durch die Einnahme von 5-HTP bessern ließen. Innerhalb der Studien wurden nur milde und vorrübergehende Nebenwirkungen beobachtet.
Im April 1992 beschrieben Wissenschaftler der Universitätsklinik Mailand, dass die Hälfte der von ihnen mit 5-HTP behandelten Fibromyalgie- Patienten, innerhalb von 90 Tagen eine signifikante Besserung ihrer Beschwerden erlebten. Nur 30% berichteten von Nebenwirkungen.
Produktqualität und Dosierung
Praktisch alle aktuell als Nahrungsergänzungsmittel verfügbaren 5-HTP Präparate werden aus der Pflanze Griffonia Simplicifolia hergestellt. Die Bandbreite reicht dabei von einfachem „Pflanzenpulver“, bis hin zu hochwertigen Extrakten mit bis zu 98% 5-HTP Gehalt. Vor Kauf sollte daher ein Blick auf das Etikett und die entsprechende Auszeichnung erfolgen.
Beispiel: Verpackung mit Hinweis 100mg Griffonia Simplicifolia Extrakt je Kapsel.
Dies ist nicht gleichbedeutend mit 100mg 5-HTP.
16/1 Extrakt: 100mg / 16 = 6,25mg 5-HTP
20% Extrakt: 100mg * 20% = 20mg 5-HTP
98% Extrakt: 100mg * 98% = 98mg 5-HTP
Je nach Qualität, muss die Dosierung des genutzten Produktes entsprechend angepasst werden.
5-HTP ist ca. 1-2 Stunden nach Einnahme vollständig im Blutkreislauf angelangt. Ca 4 Stunden nach Einnahme, ist etwa die Hälfte bereits wieder verbraucht. Aus diesem Grund sind mehrere kleine, über den Tag verteilte Dosen sinnvoller, als eine große Dosis pro Tag.
Wechselwirkungen und Nebenwirkungen
Insbesondere bei Einnahme von Medikamenten mit Serotoninwiederaufnahmehemmern (SSRI), mit Triptanen (Migrändemittel), Parkinsonmedikamenten und manchen Schmerzmitteln, sollten mögliche Wechselwirkungen vor Einnahme von 5-HTP mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten besprochen werden.
Sofern Leiden wie Bluthochdruck, Diabetes, Leber- oder Nierenkrankheiten, oder andere chronische Erkrankungen bestehen, sollte ebenfalls vor 5-HTP Einnahme der behandelnde Arzt konsultiert werden.
Schwangere und stillende Frauen sollten keine 5-HTP Präparate einnehmen.
Kinder sollten 5-HTP nicht einnahmen – und wenn dann nur in Absprache mit dem Kinderarzt!
Zu 5-HTP sind einige Nebenwirkungen wie Verdauungsbeschwerden, Übelkeit, Bauchweh, Blähungen, Völlegefühl und Sodbrennen bekannt. Diese Nebenwirkungen lassen sich meist durch geringe Anfangsdosen verhindern.
Eine Überdosierung kann das Serotoninsyndrom auslösen. Es äußert sich mit Ruhelösigkeit, Muskelözuckungen, Schüttelfrost, Schwitzen und Zittern. Betroffene sollten umgehend ihren Arzt aufsuchen.
Exkurs: Peak-X
Immer wieder hört man im Zusammenhang mit 5-HTP von Peak-X und dessen Gefährlichkeit.
Im Jahr 1989 kamen L-Tryptophan Präparate in den Verdacht, bei ca. 1500 Personen in den USA und ca. 500 Personen in Deutschland das sogenannten Eosinophilie-Myalgie-Syndroms (EMS) ausgelöst zu haben. Diese Erkrankung äußerte sich in starken Muskelschmerzen, Hautveränderungen und teils irreversiblen Organschäden. In 12 Fällen soll EMS zum Tode geführt haben.
Tatsächlich war der Schuldige nicht Tryptophan, sondern möglicherweise eine verurneinigung desselben mit dem einem Nebenprodukt namens Tryptophan-4,5-dion, welches eben den Namen Peak-X erhielt.
Der Grund dieser Verunreinigung lag angeblich in einem speziellen Herstellungsverfahren mit gentechnisch veränderten Mikroorganismen. Angeblich hat der damalige, japanische Hersteller die gentechnisch veränderten Mikroorganismen nach Aufkommen des Skandals vernichtet. Einwandfrei geklärt wurde die Ursache nicht.
5-HTP Präparate scheinen diesbezüglich sicher zu sein. Sie werden nicht aus Mikroorganismen, sondern ausschließlich aus der Pflanze Griffonia Simplicifolia gewonnen. Dennoch standen auch 5-HTP Präparate eine Zeitlang im Verdacht, Peak-X zu enthalten. Nachgewiesen wurde dies nie.
2004 meldete dann auch Toxicology Letters:
Trotz eines weltweiten Einsatzes von 5-HTP ergaben sich in den letzten 20 Jahren keine Ereignisse, die auf eine Giftigkeit von 5-HTP hätten hinweisen können. Ausgiebige Analysen ganz unterschiedlicher 5-HTP-Quellen ergaben keine toxischen Verunreinigungen, die mit jenen vergleichbar wären, die sich seinerzeit in L-Tryptophan finden ließen, und auch keine anderen bedeutsamen Verunreinigungen
Studien:
(1) Titus F et al., 5-Hydroxytryptophan versus methysergide in the prophylaxis of migraine. Randomized clinical trial. Eur Neurol, 1986, (5-HTP versus Methysergid in der Prophylaxe von Migräne, eine randomisierte klinische Studie)
(2) Attele AS et al, Treatment of insomnia: an alternative approach, Alternative Medicine Review, 2000;5:249-259, (Behandlung von Schlaflosigkeit: Ein alternativer Ansatz)
(3) Jangid P et al, Comparative study of efficacy of I-5-hydroxytryptophan and fluoxetine in patients presenting with first depressive episode, Asian Journal of Psychiatry,2013;6:29-34
(4) Caruso I et al, Double-blind study of 5-hydroxytryptophan versus placebo in the treatment of primary fibromyalgia syndrome, The Journal of International Medical Research,1990;18:201-209
Disclaimer: Alle in diesem Artikel genannten Wirkungen, Empfehlungen, Krankheitsbilder entstammen den aufgeführten Studien. Wir machen uns diese Aussagen nicht zu eigen, sondern geben sie an dieser Stelle nur wider. Für 5-HTP bestehen keine durch die EFSA gesicherten gesundheits- bezogenen Angaben (sog. Health-Claims).